Es ist 2020 und seit Jahren jagt ein mieses TV-Format das nächste… Für eine weitere große Fernsehshow müssen die privaten Rundfunksender kein weiteres Kaninchen aus dem Hut zaubern. Es reicht bereits, die menschlichen Urtriebe in lächerlich einfach gestrickten Sendungen abzubilden. Neben den klassischen Casting-Shows steht auch der Bachelor auf der Zuschauer-Hitliste ganz oben. Und um mal ehrlich zu sein, das regt mich auf.
Wenn ich den Sinn der Bachelor- oder Bachelorette-Sendung definieren müsste, würde ich sie als Nachwuchs-Casting für das Dschungelcamp deklarieren. Aber mal Spaß bei Seite, wieso ziehen sich Millionen von Frauen total gespannt rein, wie ein einzelner Kerl ein Rudel von Frauen gegeneinander ausspielt. Der Bachelor steht im Prinzip für alles, was Frauen in der heutigen Gesellschaft beanstanden und dennoch, lieben sie diesen charmanten Rosenkavalier dafür.
Ein Mann, viele Frauen
Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Attraktivität eines Mannes steigt, je mehr Frauen ihn anhimmeln. Nicht umsonst wirken gerade vergebene Männer für einige Ladys da draußen besonders lecker. Das bedeutet, jede Frau, die du als Kerl für dich gewinnen kannst, ist quasi dein eigener Multiplikator. Ich will das Ganze nicht abwerten, aber kurz gesagt ist es so: hast du eine, hast du alle. An dieser Stelle mal eine allgemeine Frage an die Ladys: Hast du dir deinen Kerl schon einmal mit anderen Frauen bewusst geteilt? Ich schätze nicht. Denn das Modell, dass sich ein Mann mit mehreren Frauen gleichzeitig abgibt, ist bekanntlich eher verpönt. Wieso also ein ganzes „Reality-Show“ TV-Format mit diesem Unfug?
Der Prinzessinnen-Traum
Die Frauen… Sie wollen viel, am besten alles. Aber das auch nur, wenn sie es gerade nicht haben können. Bitte what? – Ja, genau so ist es und genau das lässt den Bachelor in seiner Rolle erst funktionieren.
Der ewige Traum eines jeden Mädchens ist es doch, im späteren Leben einmal die Prinzessin zu sein. Der krankhafte Zwang im Mittelpunkt zu stehen und zeigen zu können, dass man es als Frau geschafft hat. Beim Bachelor ist es nicht anders. Alle Mädels eifern dem Ziel hinterher, die Einzige für ihn zu sein. Sie wollen, dass er sich in sie verliebt und um es einmal anders zu formulieren: In seinem Leben im Mittelpunkt zu stehen. Es geht in der kompletten Show weder um die Rosen, noch um den Bachelor, sondern nur darum, wie sich welche Frau präsentiert und die anderen Weibchen aussticht. Toll! – Dass dieser ganze Nonsens in hübschen Abendkleidern passieren muss, wertet die Sendung für mich in puncto Stil-Faktor jedoch nicht auf.
Der Bachelor ist der reinste Fake
Wer sich als Mann nicht gut kleidet, hat bei den Frauen meist schon verloren. Die Königsklasse der männlichen Stoffüberzieher ist mit Abstand der Anzug. Schlicht aber zweckmäßig, denn ein schickes Hemd und Sakko sorgen bei den meisten Frauen schon für einen erhöhten Puls. Kein Wunder, dass der Bachelor alleine schon durch sein optisches Auftreten punktet. Doch häufig ist der prinzenähnliche Frauenheld ein einfacher Durchschnittsmann. Dank der Medienaufmerksamkeit, und der hochwertigen Garderobe eifern die Frauen jedoch diesem Märchenprinzen nach, in der Hoffnung, die oben genannte Prinzessin an seiner Seite sein zu können. Der Bachelor ist daher, genauso wie Christian Grey oder alle anderen Hype-Typen, nur eine schön gestaltete Illusion. Mal abgesehen davon, dass sich heutzutage sowieso niemand mehr festlegen möchte.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Gründe, weshalb ich mich noch die nächsten drei Stunden über den Bachelor aufregen könnte. Aber auch wenn es ganz spannend sein kann, sich zweimal pro Woche dieses zwischenmenschliche Drama zu geben, gibt es eine Sache, die mich wirklich nervt. Der Punkt, an dem der Bachelor selbstgefällig mit einem Strauß Rosen den Raum betritt und von 20 Frauen angehimmelt wird, wo der normale Rosenverkäufer von jeder Frau mit einem abwertenden Blick abgestraft wird. Ich fordere daher, mehr Bachelor-Feeling für Rosenverkäufer!
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