Erst vor wenigen Wochen echauffierte ich mich über den Status schwules Blut. Durch diskriminierende Rhetorik hin zu veralteten, medizinischen Ansichten werden nicht nur in Österreich schwule und bisexuelle Männer praktisch von der Blutspende ausgeschlossen. In Deutschland ist die Gesetzeslage sehr ähnlich. Jedoch hat Deutschland endlich nachgebessert. Die Spenden-Sperre reduziert sich von 12 auf 4 Monaten für schwule und bisexuelle Männer, wenn sie sich in dieser Zeit auf einen Sexualpartner beschränken. Zum Vergleich: Sexualverkehr zwischen Frau und Mann mit häufig wechselnden Partner:innen ist ein Grund zur Sperre. Die Definition von häufig vermisst man jedoch dabei. Es herrscht damit nach wie vor keine Gleichstellung. Das wäre auch definitiv zu viel verlangt. Wir Homos und unsere schwule Agenda! Ständig wollen wir etwas und sind nie zufrieden. Dabei wäre Gleichstellung schon ausreichend, sollte man meinen.
Schwule Agenda und ihr genauer Inhalt
Je nachdem, wen man dazu befragt, erhält die schwule Agenda immer neue Facetten. Der Inhalt variiert drastisch. Christliche Religionsgemeinschaften sehen klar ein satanisches Komplott, die Welt in ewiges Verderben zu stürzen. Es herrscht Chaos und es wird nur nach Lust und Völlerei gestrebt. Gerne überschneidet sich diese Auslegung mit rechtspopulistischem Denken. Dort sind Schwule allesamt pervers oder sogar pädophil. Das Ziel ist es, die Gesellschaft unter das Joch des homosexuellen Lifestyles zu zwingen. Dieser Lifestyle ist zufälligerweise speziell auf junge Menschen ausgerichtet, um sie zu verführen. Damit möchten wir sie auf die andere Seite des Ufers locken. Ich würde als Laie im psychologischen Bereich sagen: Projektion ist ein kraftvolles Werkzeug, um von eigenen Phantasien und Wünschen abzulenken. Kurz gesagt: dem Feindbild grauenvolle Schandtaten unterstellen, um von eigenen Fehltaten abzulenken.
Wir als triebgesteuerte Primaten sind 2-6 Stunden pro Tag damit beschäftigt uns gegenseitig zu besteigen. Denn Männer denken nur an Sex. Der Vorteil ist jetzt, dass wir Männer jagen, die genauso denken. Damit ergibt sich ein wunderbarer Pool an Möglichkeiten. Das trifft ausnahmslos auf alle Männer zu, auf unserer Seite des Ufers. Sex egal mit wem, egal ob mit oder ohne Einverständnis, egal wie alt. Hauptsache Sex! Das wird uns zumindest permanent an den Kopf geworfen. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass neueste Studien zeigen, dass nicht-heterosexuelle Männer tendenziell größere Penisse haben. Wer sich also später im Leben entscheidet auf Männer zu stehen, erhält damit die medizinisch sonst unmögliche Penisvergrößerung. Eigentlich dürfte ich das auch gar nicht verraten. Wir schwören nämlich beim Coming Out auf die schwule Agenda, dass wir die Inhalte nie Preis geben dürfen. Ansonsten erfolgt die Verbannung nach Heterohausen. Ich packe dann wohl mal meine Koffer.
Brunch, Britney und :innen
Nach dem Coming Out darf jeder seine eigene schwule Agenda definieren. Neben der Penisvergrößerung und Dauer-Sex, die immer eingebaut werden müssen, darf man sich noch drei weitere Themen aussuchen. Das muss man auch nicht sofort entscheiden. Sondern man bekommt dafür Zeit. Schließlich müssen erstmal alle Klischees durchlebt werden. Ein Klischee lässt sich nur dann widerlegen, wenn man es ausprobiert hat. So richtet man sich Stück für Stück die Schublade ein, in die man sich selbst steckt. Dabei verurteilt man alle anderen, die in einer anderen wohnen. Dieser Prozess dauert entsprechend bei einigen länger. Andere sind schneller fertig. Sobald man sich festgelegt hat, kommt man nur noch schwer aus dieser Schublade heraus. Denn auch wir Homos können eine Sache gar nicht leiden: Veränderung! Sobald man sich eine Sichtweise zurechtgelegt hat, ist es höchst verpönt diese anzupassen.
Nach langer Überlegung darf ich also hier meine schwule Agenda bekannt geben: Brunch, Britney und :innen. In meinen Augen ist ein Leben ohne Brunch es nicht wert gelebt zu werden. Zu einem guten Brunch gehören alkoholischer Sprudel (ich rede hier jetzt nicht von diesen Soda-Dosen mit Alkoholzusatz), eine köstliche Käseplatte, ofenfrisches Gebäck und ein raffiniertes, süßes Teilchen zum Abschluss. Teil 2 meiner Agenda ist Britney. Als ordentlicher Schwule gehört die Glorifizierung einer Sängerin dazu wie das Amen in der Kirche. Meine Pop-Sensation war, ist und wird immer Britney Jean Spears sein. Von daher sage ich nur #freebritney und #jailjamie! Abschließend erwähne ich noch :innen. Ein Satzzeichen gefolgt von ein paar Buchstaben schaffen es Menschen in Rage zu bringen. Sprachliche Inklusion ist damit ein ebenso heißes Thema wie Homosexualität. Beide wollen nur Gleichstellung in der Gesellschaft erreichen, ohne Wenn und Aber. Ich muss dann aber auch los: Zeit zu ficken!
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