Über dieses Thema zu schreiben, ist nicht leicht, weil ich an vielen Ecken anstoßen werde. Nicht dass mich das stört, doch um den Kern dieses Artikels zu checken, solltest du die Abwehrhaltung mal fünf Minuten ablegen und mir zuhören. Wann ist eine Partnerschaft eine Beziehung und was ist überhaupt genau eine Beziehung oder die „wahre Liebe“?
Über diese Frage habe ich in meinem Leben schon oft nachgedacht und den ausschlaggebenden Punkt, gab mir neulich eine Freundin. Den Punkt, dass ich denke, man sollte mal über das Thema „Was ist eine Beziehung“ grundsätzlich reden. Meine Freundin erzählte neulich von einem Gespräch, dass eine Therapeutin zu ihr sagte: „Warum denken sie, dass die Jahre mit diesem Mann (ihrem Ex) keine Beziehung waren? Haben sie sich denn gefühlt wie in einer Beziehung?“ Dazu muss man erklären, es wurde wie in einer Beziehung gelebt. Doch er wollte ums Verrecken nicht, dass es von den beiden auch so bezeichnet wurde. Warum weiß kein Mensch, außer er selbst wahrscheinlich, ist an dieser Stelle aber auch nicht wichtig. Weiter sagte die Frau: „Wenn sie sich gefühlt haben wie in einer Beziehung, dann war es eine!“ Meine Freundin rief mich mit Schnappatmung und pochendem Herzen an, weil sie das nie so gesehen hatte. Ich, die die Geschichten kennt, war so gar nicht verwundert. Ich hatte die beiden immer als Paar wahrgenommen.
Während wir aufwachsen, wird uns mal bewusst, mal unbewusst vermittelt, wie eine Beziehung zu sein hat. Die Rahmenbedingungen sozusagen. Harmonisch schön, man macht alles Mögliche zusammen, man beschimpft sich nie und alles ist immer Friede, Freude, Eierkuchen. Ach ja und die große Liebe ist es natürlich auch. Spätestens wenn man heiratet, weil wenn man verheiratet ist, ist doch klar, dass er die wahre große Liebe ist – oder etwas nicht? Halt Stop mal…
Wann ist es wirklich eine Beziehung?
Es gibt so viele verschiedene Beziehungsmuster, ob die harmonische Klischee-Beziehung, die symbioseartige Plural-Beziehung oder eine Achterbahn-Beziehung und viele weitere. Es hat mich Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte gekostet, um zu checken: Was eine Beziehung ist und sein sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden!
Ich kenne unzählige Paare, wo er die „beste Partie“ war, aber nicht die große Liebe. Wo die so genannten Rahmenbedingungen gesellschaftlich anerkannt und toll waren: Sein Job, sein Auto, sein Alter, sein Benehmen. Was auch immer. Wir sind gesellschaftlich in irgendwelche Raster gezwängt. Gerade als Frau sollte der Mann doch im besten Fall mehr verdienen, die Familie unterhalten können und die Schwiegereltern wie seine eigene Familie behandeln.
Wahre Liebe und Beziehung: Passt auf bei dem Rat anderer…
Erfüllt jemand all das nicht, kommen die Freundinnen um die Ecke: „Warum macht er dies nicht, warum das nicht, er sollte sich so benehmen und DU HAST WAS BESSERES VERDIENT.“ Mein Lieblingssatz.
Doch wer von euch definiert eigentlich, was besser ist für das Gegenüber? Vielleicht möchte man nicht die „gute Partie“ heiraten, weil alle dann in die Hände klatschen, sondern es war der die große Liebe, der der größte Idiot in unserem Lebenslauf war. Und dann? Dann soll man täglich neben jemanden aufwachen, für den Rest des Lebens, der nicht die große Liebe war, sondern die Alternativlösung? Toller Ansatz. Auch beim Thema Kinderkriegen als Frau ist es so, dauernd, beugt man sich der Erwartung anderer. Man merke, bitte passt auf bei Ratschlägen, denn ihr steckt nicht in den Gefühlen von jemand anderem drin.
Es geht mir auf die Nerven, dass man permanent von allen Seiten auferlegt kriegt, wie das Leben von einem selbst zu sein hat. Die Freundinnen geben vielleicht bei der Partnerwahl den Ton an, weil der Partner ja alle gesellschaftlich gewünschten Kriterien erfüllt. Sie verdrehen die Augen, weil der Mann einfach keinen Bock auf den Schwiegerfamilien-Bums hat. Es ist nicht schlimm, wenn er nicht überall mit hin muss, zu jedem Grillen in ihrem Freundeskreis.
Die Wertigkeit einer Beziehung wird von vielen daran gemessen, wie gut er diese Bedingungen erfüllt. Dass es nur als wahre und große Liebe wahrgenommen werden kann, wenn er seine Do’s und Dont’s erfüllt. Vielleicht möchte der ein oder andere nicht die vernünftige Alternativlösung heiraten und sein Leben lang neben ihm nach dem Idioten der Vergangenheit schmachten. Jede Beziehung und jede emotionale Priorität ist anders.
Ladys, hört doch bitte auf, jeder Beziehung im Freundeskreis ein Muster überzuziehen und Vorwürfe zu machen, wenn es eben anders ist. Kehrt doch vielleicht mal vor eurer eigenen Haustür. Überlegt mal, ob er, nur weil er den Müll runterbringt und brav bei Oma auf der Couch sitzt, wirklich die richtige Wahl war…
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