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Kontaktverbot: Tinder in Zeiten von Corona?

– Gastbeitrag von Anna-Lisa –

Ich bin Anfang – okay, Mitte – 30 und Single. Unabhängig, finanziell und privat, ganz und gar frei und ungebunden – wow. Klingt toller als es ist, glaubt mir. Ich würde meinen Beziehungsstatus durch Dating nämlich nur zu gerne ändern. Da ist mir das Schicksal jetzt aber schön dazwischen gegrätscht: Kontaktverbot, Corona, Single und Tinder: und jetzt?

Bei Tinder nach der großen Liebe zu suchen – per se nicht die beste Idee, aber wo versteckt sie sich denn sonst? Nun ja, anderes Thema. Allerdings ist selbst dieser letzte Hoffnungsschimmer, dem Haifischbecken voller verzweifelter Single-Frauen Mitte 30, die alle nur darauf warten, endlich aussteigen zu dürfen, nun vorerst erloschen. Der Grund? Er hört auf den Namen COVID-19. Im Volksmund auch Corona genannt.

Während man sich früher mit Gerstensaft selben Namens das männliche Gegenüber schön zu trinken versuchte, ist Corona nun also der Grund, weshalb ich meinem Dasein als Single-Frau Mitte 30 vorerst kein Ende bereiten kann. Denn Dating in Zeiten von Corona ist quasi nicht möglich. Obwohl. Mir sind da einige neuartige Entwicklungen auf der fragwürdigsten sozialen Plattform der Welt aufgefallen, die ich heute mit euch teilen möchte. Vielleicht habt ihr es ja auch schon bemerkt?!

Auf ein Skype-Date mit Vincent und Vino?

Sekunden, es dauert meist nicht mehr als einen Bruchteil von Sekunden, und man weiß im Gegenüber, ob das Date Potenzial hat oder nicht. Wie macht man es nun in Zeiten von Corona, in denen menschlicher Kontakt mehr oder weniger verboten ist, als hochinfektiös eingestuft wird und Dating im schlimmsten Fall in einer lebensbedrohlichen Krankheit enden kann? Allein das schon ist absurd. Mit Männern in Kontakt zu treten, könnte ihn das Leben kosten. Oder mich. Oder unsere Mitmenschen. Meine Güte, geht es noch verrückter?

Ok, #wirbleibenzuhause, klar. Aber wie daten wir dann? Via Skype, so SEIN Vorschlag. Und obwohl mir sofort klar ist, dass das nicht mal ansatzweise denkbar erscheint, stelle ich mir das kurz bildlich vor. Ich weiß von morgendlichen Skype-Konferenzen im Homeoffice, dass es kaum ein unvorteilhafteres Bild von einer Person gibt als das, welches die Frontkamera des Laptops zum Vorschein bringt. Und nein, es liegt nicht daran, dass ich mich zehn Minuten vor dem Call fürs noch einmal Umdrehen und gegen Mascara und Foundation entschieden habe. SO meinem möglichen neuen Partner erstmals gegenübertreten? Niemals! Ihn das erste Mal so sehen? Auf allergarkeinsten Fall. Und was würde denn dann auch passieren? “Hallo?”, “Äh, die Verbindung ist grad so schlecht”, “Ich hör dich nicht”. An die unangenehmen Redepausen, die man in der Bar mehr oder weniger gut mit hektischem Lesen in der Karte überspielen kann, möchte ich gar nicht denken. Ciao. Vom ersten Date via Skype könnte mich nicht mal mein allerbester dunkelroter Freund namens Primitivo überzeugen. Und der hat schon so einiges hinbekommen …

Tinder in Zeiten von Corona = Sexting?

Ungewöhnliche Zeiten erfordern neue Wege – das habe ich bisher aus der Coronakrise gelernt. Und auf den Trichter ist offenbar auch das mehr oder minder gewitzte Männertier gekommen. Immer öfter lese ich in Profibeschreibungen: “Suche Sexting”. Wow, so offen und ehrlich kennt man seine männlichen Mitspieler im Tinder-Game ja gar nicht. Also, was bleibt ihnen anderes übrig? Die, die dir sonst beim ersten Date Honig ums Maul schmieren, vielleicht auch noch beim zweiten oder zumindest so lange bis sie nicht bekommen haben, was sie von dir wollen, sind im Moment ja komplett aufgeschmissen. Die jahrelang ausgearbeitete Taktik – in der Coronakrise nutzlos.

Daher: “Hau raus!”, so offenbar das neue Tinder-Credo. Denn wer nicht vor die Tür gehen kann, um sich beim Eye-to-Eye-Paarungsspiel mit lange antrainierten Taktiken zum Ziel zu schummeln, der muss eine gänzlich andere Strategie fahren, um das zu bekommen, was er will: einen Samenerguss. Sagen wir es doch einfach mal so wie es ist. Mehr wollen sie meist nämlich nicht. Und da hat die Coronakrise ja doch noch ihren Zweck: Sie bringt eine Prise männlicher Ehrlichkeit zum Vorschein. Auch wenn davon auszugehen ist, dass das nicht lange anhalten wird, feiern wir Singlefrauen es zumindest für ein paar Augenblicke.


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