Abschiede fallen einem oft sehr schwer, umso mehr, wenn man sie selbst schriftlich niederschreibt. Der „letzte Brief“ ist mitunter das stärkste Mittel, um die Dramatik zu steigern und hat daher gerade nach einer Beziehung eine einschlagende Wirkung. Wer sich schon einmal getrennt hat, kennt dieses Gefühl. Am liebsten will man einfach nur die Sachen packen und wegrennen. Aber ich erkläre, warum man nach jeder Beziehung einen Abschiedsbrief schreiben sollte.
Heben wir an dieser Stelle erst einmal wieder die Stimmung ein wenig, denn sich von jemandem zu verabschieden, hat im gesamten etwas Positives. Es sagt aus, dass man eine gewisse Zeit mit jemandem zusammen verbracht hat und das Wertvollste, das man einem Menschen schenken kann, ist die eigene Lebenszeit. Wenn ich mich von Menschen verabschiede, bin ich daher selten traurig. Ich freue mich über die Zeit, die wir hatten und hoffe, dass wir uns baldmöglichst wiedersehen. Und aus genau dieser Position sollte man auch nach einer Trennung starten:
Sich über die schöne, gemeinsame Zeit freuen
Wer sagt, dass seine Beziehung der reinste Horror war, hatte entweder wirklich Pech oder lügt wie gedruckt. Denn selbst in der miesesten Partnerschaft wachsen noch ein paar Blumen zwischen den Kratern der letzten Kanonenschläge. Es ist wichtig, eine frische Trennung nüchtern zu betrachten und sich auf die schönen Dinge zu fokussieren. Das hilft einem, den inneren Hass zu reduzieren und über die Schmerzen der Verletzungen hinwegzusehen. Unser Ziel ist es nämlich, diese negative Beziehung nicht als Zeitverschwendung zu sehen, sondern als einen von vielen Lebensabschnitten zu akzeptieren. Auch wenn es am Ende in die Hose ging, war es doch anfangs noch sehr schön, oder? – Also gut, ich vermute, die akute Aufregung über den Ex-Partner ist schon ein wenig verflogen. Deshalb können wir nun zu Schritt Nummer zwei übergehen.
Warum man nach jeder Beziehung einen Abschiedsbrief schreiben sollte
Das Schwierigste an einer Trennung ist häufig, einen Abschluss zu finden. Wann geht eine Beziehung offiziell zu Ende? – Nach einem Streit? Wohl kaum! – Viel zu oft, hat man sich wieder zusammengerauft. Zählt es also als Ende, seine Sachen abzuholen? Oder beginnt eine Trennung bereits ab dem klischeehaften Satz: „Wir müssen reden!“ ??
So richtig definiert sind Trennungen eigentlich nie. Daher bietet es sich an, sich selbst für einen Abschluss zu entscheiden. Am besten funktioniert es daher, mit einem Abschiedsbrief. Der Gedanke, sich von einem Menschen bewusst und mit einem Brief zu verabschieden, führt zu einer rationaleren Sicht auf die Dinge. Der eigene Ärger schwindet, da man sich bewusst macht, dass es vorbei ist und der Blick auf die wesentlichen Dinge neutralisiert den emotionalen Beigeschmack des Ganzen. Wenn ich mir selbst einen Brief schreiben müsste, würde ich beginnen mit: „Lieber Julian, ich weiß, wir hatten viele schöne, aber auch schwierige Momente miteinander…“
Es ist essentiell, auch negative Punkte mit in diesen Text einfließen zu lassen. Einfach, um sich selbst noch einmal vor Augen zu führen, weshalb man sich von dieser Person getrennt hat. Am Ende sollte der Inhalt des Briefes daher sehr ausgewogen sein. Zum einen, wie positiv die Partnerschaft in der gemeinsamen Zeit war und zum anderen, weshalb man sich trennt. Für sich selbst ein Kapitel mit den eignen Worten abzuschließen, erfordert nicht nur die Kraft, ein Thema aufzuarbeiten, sondern nutzt diese Energie auch, um eine Entscheidung endgültig zu machen. Schließlich hat man sich selbst bewusst für einen Abschied entschieden. Selbst wenn noch einige Fragen offen bleiben, die man gerne beantwortet hätte. Sich etwas von der Seele zu schreiben, hilft immer.
Ich persönlich würde es vermeiden, diesen Abschiedsbrief auch wirklich abzuschicken. Häufig beinhaltet ein solcher Text Dinge, die man für sich privat behalten möchte oder einen neuen Streit vom Zaun brechen könnten. Ich glaube jedoch, ein gut verfasster, rationaler Brief kann umgekehrt auch einen vorhergegangenen Streit beiseite räumen. Wenn man dem Ex-Partner ganz nüchtern erklärt, wie man die Beziehung empfunden hat und aus welchen Gründen es einfach nicht mehr passt, kann ein Abschiedsbrief auch etwas Positives sein. Zum Beispiel die Einleitung einer neuen Freundschaft. Denn nur weil eine Beziehung nicht geklappt hat, heißt das nicht immer, dass man sich nicht auch anders super versteht.
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