Generationsprobleme gab es schon immer. Unsere Eltern rebellierten in den siebziger Jahren gegen klassische Normen und auch ich wollte mich in meiner Jugend nicht unbedingt an Regeln halten. Doch während unsere Eltern es meist noch etwas besser mit den Beziehungen auf die Reihe bekommen haben, möchten sich die meisten aus meiner Generation bei diesem Thema lieber nicht festlegen.
Es ist jetzt circa 5 oder 6 Jahre her, als mir die Problematik mit dem Festlegen das erste Mal bewusst aufgefallen ist. Ich war zu der Zeit mit einem Freund und mehreren Freundinnen gefühlt Tag und Nacht zusammen. Ich muss gestehen, dass wir eine geile Zeit hatten und jeden Tag etwas anderes Tolles erlebt hatten. Das Ganze hat mich an früher erinnert, als wir alle noch unbeschwerte Jugendliche waren. Doch diesmal waren wir erwachsen und es war ein bisschen so, wie im Urlaub. Wir heizten den ganzen Tag im Landrover Defender Cabrio durch die Gegend, haben Partys abgerissen, gegrillt, tolle Menschen getroffen und hatten immer eine Menge Spaß. Weshalb ich euch diese Geschichte erzähle ist, weil wir alles hatten und alles durften. Und da kommen wir zum Punkt.
Ich möchte mich nicht festlegen
Auch wenn oder gerade weil wir eine gemischte Gruppe aus Männern und Frauen waren, unterhielten wir uns natürlich auch darüber, ob wir einen Crush hatten oder ob sich bei jemandem von uns etwas anbahnte. Ich würde jedoch sagen, wir haben uns allen zu dieser Zeit gegenseitig gereicht. Und so kam es, dass eine Freundin einen Running Gag daraus machte, dass wir auf jede Liebes-Anspielung mit „Ich möchte mich da nicht so festlegen“ antworteten. Egal, wo wir die Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben und Männer oder Frauen an uns interessiert gewirkt hatten: Wir wollten uns nicht festlegen. Wieso auch, wir hatten das beste Leben und wir hatten uns.
Die Ehe als gescheitertes Konzept
Früher galt es als normal, sich festzulegen. Man hatte als Heranwachsender quasi keine andere Wahl und musste sich mehr oder weniger dem gesellschaftlichen Druck beugen. Die Ehe verpasste dem ganzen quasi die imaginären Handschellen. Heute sind zwar noch eine Vielzahl an Menschen Verfechter der Ring-Sklaverei, aber der Trend geht zum… dreimal dürft ihr raten: Sich nicht festlegen müssen. Wenn ich heute Freundinnen und Freunde nach einer Beziehung frage, wollen die meisten zwar eine Beziehung führen, aber am besten so ungebunden wie möglich. Die Ehe ist eher ein Relikt aus romantischen Filmen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass man seinen Seelenverwandten trifft.
Was bringt uns die Zukunft?
Ich habe das Gefühl, diese Sache mit dem nicht festlegen müssen, ist schlichtweg nur eine von vielen Lebensphasen. Dem Umstand nach, dass wir alle immer länger leben, später aus der Schule kommen und sich unser Lebenszyklus insgesamt nach hinten verschiebt, ist dieses Verhalten nicht verwunderlich. In der Zeit zwischen 20 und 30, in der früher alle bereits in festen Händen waren, beginnt in unserer Generation gerade erst der Teil mit der Selbstfindung. Uns geht es gut, wir leben im Luxus und haben eigentlich alles. Und genau wie in meiner Erzählung weiter oben wollen wir uns deshalb nicht festlegen.
Noch nicht.
Ich denke, dass wir mit steigendem Alter auch das stärkere Bedürfnis nach Bindung haben. Selbst wenn jeder gerade in einer anderen Lebensphase steckt, sollten wir vielleicht nicht so streng mit den Anderen sein. Auch dann nicht, wenn du gerade Liebeskummer hast, weil sich deine Ex noch nicht mit dir binden wollte. Denn im Leben muss sich zum Glück niemand festlegen, sonst wäre es ja auch ein Zwang. Umso schöner ist es doch, wenn wir es irgendwann freiwillig möchten. Denn freiwillig hält erfahrungsgemäß auch am besten. – Wie mein persönlicher Stand hierzu aktuell aussieht? Dazu möchte ich mich eigentlich erstmal nicht so festlegen… 😛
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