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Geschlechterkampf der Heteros – ein Homo fragt nach!

Liebe Heteros, nach vielen Jahren des Zuhörens und Beobachtens ist es an der Zeit, dass wir uns mal ein paar Takte unterhalten. Mir scheint, als seid ihr alle etwas durcheinander. Der ewige Geschlechterkampf der Heteros findet gerade ein fulminantes Zwischenspiel. Angefeuert durch den konstanten Drang nach Individualismus, kommt es derzeit zu einem ganz klaren Clash zwischen den Geschlechtern. Entsprechend driften anfänglich neutrale Gespräche ins Gereizte und Gefährliche ab. Daher fragt dieser Homo: geht es euch gut?

Kommunikation im Geschlechterkampf der Heteros

In der Kommunikation liegt meiner Meinung nach die Wurzel des Problems. Männer sagen A, Frauen verstehen B und interpretieren C. Männer reagieren darauf mit D. Jeder ist verwirrt, reagiert genervt und hat eigentlich schon gar keinen Bock mehr. Woher kommt das bitte? Sind es bei den Damen die jahrelangen Psychotests der Magazine, wie man Männer zu interpretieren hat? Oder haben TV-Formate, seit Sex and the City, den Frauen erfolgreich suggeriert, dass Männer verstörte Komplexhaufen sind? Im Gegenzug holen die Medien Männer auf Höhlenniveau ab. Denn echte Männer fragen bei Obi nicht nach dem richtigen Teil. Sie kaufen lieber achtmal den falschen Aufsatz, anstatt um Hilfe zu fragen. Fragen stellen ist nämlich nur was für Pussies. Medienkanäle aller Art werfen weiterhin mit Zündhölzern, um den Geschlechterkampf der Heteros weiter anzufeuern. Mich wundert es daher überhaupt nicht, warum hier ständig Streit herrscht.

Der Film „Er steht einfach nicht auf dich“ liefert das beste Beispielsfeuerwerk, wie verquer Kommunikation laufen kann. Dieser Streifen bedient sich sämtlicher Klischees, die man sich nur vorstellen kann. Der Langzeitfreund, der sich vor der Ehe fürchtet. Der emotional distanzierte Barkeeper, der lieber mit einer Frau schläft, als sich einen runterzuholen. Wahre, echte Männer! Bei den Frauen kommt dafür die verträumte Disney-Prinzessin zum Zug, die gerettet werden möchte. Unterstützt wird sie hierbei von der Sängerin, die sich auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann einlässt. Überraschenderweise geht es schief. Zum Schluss wird der Geschlechterkampf der Heteros natürlich sauber aufgelöst und jeder Charakter bekommt das wohlverdiente Ende. Schließlich ist es eine romantische Komödie aus Hollywood.

Happy End mit Hindernissen?

Vielleicht ist das Problem auch gar nicht die Kommunikation, sondern die Geschlechter-Identität, die dem Geschlechterkampf der Heteros immer wieder Munition liefern. Männer müssen 6 Mal die Woche zum Sport gehen, körperbetonte Kleidung tragen, zu ihren Gefühlen stehen. Aber bitte auch nicht zu weich sein. Also ein stylisch-trainierter Pussymacho ohne Arschloch-Attitüde! Die Frau soll hingegen emanzipiert sein, aber trotzdem Dekolletee zeigen. Das bisschen Haushalt macht sich bekanntermaßen von allein. Idealerweise soll sie mal noch eben Kinder gebären und das mit der flexiblen Arbeitswelt verbinden. Vor meinem inneren Auge schwebt gerade ein Bild von Alice Schwarzers Persönlichkeit im Körper von Pamela Anderson, die in der Küche steht und Apfelkuchen backt. Mit der Grenzverwischung dieser Rollen bei den Heteros scheint es ja nach wie vor eher schwierig zu klappen. Ein Mann wird dann sofort als Schwuchtel und eine Frau gleich als Mannsweib abgestempelt. Wie können sie es auch wagen, sich von klassischen Rollenbildern zu entfernen?

Lasst es euch von einem Homo sagen: Um dieser seit Anbeginn der Zeit dauernden Schlacht das Schießpulver zu nehmen, wäre es doch mal ratsam, einfach den Menschen zu sehen. Ohne Brüste, ohne Penis! Einfach die Person, die vor einem steht. Redet Klartext miteinander ohne Vorgesülze komische Floskeln, die euch in der aktuellen Cosmopolitan oder Men’s Health geraten werden. Mit dem engsten Freundeskreis schafft ihr es ja auch. Signalisiert klare Absichten in eurer Kommunikation. Die Gefühlsdramen kann man so, um einiges eher vermeiden, anstatt über Monate hinweg Sherlock Holmes zu spielen, was denn jetzt gemeint sei. Es war nämlich auch ein Homo, der mit seiner Erfindung federführend war, um die Enigma zu knacken. Heute nennt man die Erfindung übrigens Computer. Also hört auf euch gegenseitig kryptische Nachrichten zuzuspielen. Der Geschlechterkampf der Heteros muss endlich ein Ende finden.


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Ich, Joachim, bin ein Repräsentant der LGBTQ+ Community. Ich falle unter den Buchstaben G. Also, kurz gesagt: ich bin schwul! Damit kann ich aus einem ganz speziellen Blickwinkel über das Zusammenleben von Frauen und Männern berichten. Oder besser gesagt, warum es oftmals nicht so klappt.Neben dieser Sichtweise berichte ich auch über das Dating-Leben aus meiner Welt.