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Maximal-Frust im Lockdown – ich habe die Schnauze voll

Wieder ein Wochenende vorbei, wieder nix gemacht – und ja, jammern kann ich auch ganz toll. Besser gesagt: sudern! Ein wunderbares Wort, das hier in Wien verwendet wird. Sudern gehört in Wien dazu wie das Amen in der Kirche. Es ist sozusagen Volkssport #1. Damit liegt es sogar noch vor dem Volkssport des Nationaltrainers des Bundes-Skiverbands. In Deutschland zum Vergleich ist es das Amt des Bundestrainers der National-Elf. Warum bin ich nur am Sudern? Erstens, weil es aktive Integrationsarbeit ist. Es soll ja keiner behaupten können, dass ich ein schlecht eingebundenes Mitglied der Gesellschaft bin. Zum Zweiten schiebe ich einfach nur noch Maximal-Frust im Lockdown. Ich habe keinen Bock mehr auf die Scheiße.

Keine Sorge! Ich werde hier jetzt nicht anfangen, mich über die Sinnhaftigkeit der politischen Maßnahmen auszulassen. Davon haben wir alle die Schnauze voll. Es geht viel mehr darum, dem Maximal-Frust im Lockdown Luft zu machen. So viel kann ich gar nicht spazieren gehen, wie mir die Decke auf den Kopf fällt. Nein, ich backe auch kein Bananenbrot. Mein Wohnzimmer ist kein privates Fitnessstudio geworden. Duolingo ist auch nicht auf dem Handy, um im Sommer die Einheimischen der Costa del Sol mit meinen Spanisch-Kenntnissen zu beeindrucken. Nach gefühlten 398 Pub-Quizzes und Online Happy Hours möchte man ja fast eher weinen, als sich darüber zu freuen, wenigstens etwas menschliche Interaktion zu haben.

Wie sudern Maximal-Frust im Lockdown befeuert!

Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass es so wieder nichts mit der Sommerfigur wird. Denn anstatt spazieren zu gehen, koche ich fleißig Pasta. Meine Wein-Lieferantin kommt etwa alle sechs Wochen mit Nachschub bei mir vorbei und für die Kraftkammer war ich noch nie zu begeistern. Zusammengefasst ist alles einfach nur noch doof. Das schlägt sich bei mir auch nur minimal auf mein Dating-Verhalten nieder. Der grummelige Teddybär steht ganz oben auf der Liste der gesuchten TraumtypenNICHT. Meine Antworten sind kurz angebunden, meist pampig und einfach nur genervt. So führt eins zum anderen und der Frust beim Online-Dating ist entsprechend groß. Nur dieses Mal bei meinem Gegenüber!

Ich bin eher der Topkandidat der damaligen MTV-Datingshow Next, der beim Aussteigen aus dem Auto sofort ge-nextet wird. Dass das an mir liegen könnte, kommt mir mit Sicherheit nicht in den Sinn. Selbstreflexion ist ein vollkommen überbewertetes Konzept. Denn das bedeutet nur mehr Arbeit an sich selber. Also drehe ich mich weiter in meiner Spirale aus Verdruss und Ärger. Das gibt mir weitere Gründe zum Sudern, wie ätzend die Welt ist.

Ich bin auch nur ein Mensch!

Bei sonst allem positiven Denken, dass ich sonst versuche an den Tag zu legen, fällt es auch mir einfach schwer. Überraschung – auch ich bin nur ein Mensch. Aber wehe, irgendjemand schickt mir jetzt so Motivationsspruch-Memes! Auch Nachrichten mit Zitaten von superunwichtigen Berühmtheiten, die nie im Leben aufgegeben haben, werden ungelesen gelöscht. Heute ist der Tag, an dem einfach alles scheiß egal ist. Ich fröne meinem Maximal-Frust im Lockdown mit Weißwein und einem köstlichen Spaghetti-Rezept. Nebenbei töte ich das restliche Laubwerk am Baum vor meinem Fenster mit meinen Laseraugen. Denn das hängt da auch nur vertrocknet rum und ist somit überflüssig. Allen Hoffnungsträgern, die glaube, es kommt noch ein Silberstreif am Horizont mit froher Botschaft, empfehle ich Forrest Gump zu schauen. Solltet ihr in das Vergnügen kommen mir heute zu begegnen, kann ich nur die berühmten Worte Jennys wiederholen: lauf, Forrest, lauf!


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Ich, Joachim, bin ein Repräsentant der LGBTQ+ Community. Ich falle unter den Buchstaben G. Also, kurz gesagt: ich bin schwul! Damit kann ich aus einem ganz speziellen Blickwinkel über das Zusammenleben von Frauen und Männern berichten. Oder besser gesagt, warum es oftmals nicht so klappt.Neben dieser Sichtweise berichte ich auch über das Dating-Leben aus meiner Welt.