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Offene Beziehung – was ist das denn jetzt?

Ich habe vor einiger Zeit über Freundschaft Plus erzählt. Dabei haben gute Freunde auch Sex miteinander – allerdings ohne große Gefühle, wie in einer Beziehung. Was passiert aber, sobald eine Person der Konstellation eine Beziehung mit einem anderen Menschen eingeht? Klassischerweise erwartet man ja, dass eine Beziehung monogam ist. Absolute Treue ist Pflichtprogramm. Ist das allerdings noch zeitgemäß und klappt das wirklich mit der ewigen Treue? Man liest ja oft genug in den Klatschblättern, welche Stars – meist Männer – die Partnerin betrogen haben. Ich erinnere mich hier an diverse Nanny-Berichte in den Heimen der Superreichen, Superschönen und Superberühmten. Daher werfe ich doch einfach mal das Konzept offene Beziehung in die Runde. Denn scheinbar ist der Trend sich gegenseitig zu betrügen auf einem steigenden Kurs. Dating-Portale boomen und auch immer mehr Seitensprung-Portale verführen regelrecht dazu fremdzugehen.

Offene Beziehung – “Fremdgehen” mit Erlaubnis?

Wer sich nicht ganz klar ist, was eine offene Beziehung bedeutet, hier mal eine kurze Erklärung. Dieser Beziehungstyp fällt generell unter Polyamorie. Es ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen der Partnerschaften, die nicht monogam sind. Neben Liebesbeziehungen, in unterschiedlicher Intensität und Intimität, mit mehreren Partnern, gehört hier auch die offene Beziehung dazu. Bei dieser Partnerschaft wird der Faktor Sex in der Beziehung nicht nur auf das Beziehungsgegenüber beschränkt. Es sind damit sexuelle Kontakte zu anderen Menschen möglich. Dadurch verlässt man den Bereich der monogamen Beziehung und öffnet die Beziehung sexuell um andere Partner. Ähnlich wie bei Freundschaft Plus dreht es sich hier also um den Faktor Sex. Man vergnügt sich sexuell mit anderen Menschen, aber nicht unter dem Deckmantel des Betrugs oder Fremdgehens. Das können gemeinsame Abenteuer sein oder auch knisternde Erlebnisse unabhängig voneinander.

Seit Anbeginn der Zeit gehen Menschen in Beziehungen einander fremd. Das mag aus unterschiedlichen Gründen passieren. In heterosexuellen Beziehungen ist der Trend übrigens mittlerweile relativ ausgeglichen zwischen den Geschlechtern. Heißt im Klartext: Männer und Frauen betrügen sich gegenseitig im gleichen Ausmaß. Dennoch hält man immer noch stoisch am Konzept der monogamen und treuen Beziehung fest. Das ist auch der Punkt, an dem ich mich immer frage „Warum?“. Es schickt sich scheinbar nicht so ein Beziehungsmodell zu führen. Darum betrügt man sich lieber gegenseitig, verletzt die Gefühle des Gegenübers dabei und bezeichnet sich dann gegenseitig als Schlampe und Fuckboy. Daher eben meine Frage, warum man so verkrampft an einem Modell festhält. Oder ist es die Gefahr gegen den Strom zu schwimmen und damit mehr aus der Rolle zu fallen, als den Partner zu betrügen? Das scheint ja bei allem Drama dennoch akzeptabler zu sein, als eine offene Beziehung zu führen.

Partnerschaftsstatus: offen

Wie erkläre ich das meinem Partner eigentlich? Das ist sicher kein Thema für ein erstes Date. Gerade in der Hetero-Welt ist das Konzept nach wie vor zu verpönt. Dennoch würde ich es eher zu Beginn ansprechen. Man merkt ja, ob man an einem Menschen interessiert ist und sich mehr vorstellen kann. Dabei klärt man gewisse Erwartungen ab. Trifft man sich mit der Hoffnung auf mehr, vielleicht sogar die große Liebe? Dann ist es umso mehr ein Gespräch, das man führen muss. Eine offene Beziehung sollte genauso zu den Grundsatz-Diskussionen gehören wie z.B. Heirat, Kinder und ein Leben in der Stadt oder auf dem Land in meinen Augen. Denn es setzt den Rahmen für die gesamte Beziehung. Es werden Erwartungshaltungen kreiert, an denen man sich orientieren kann. Das hilft bei der Auslotung der eigenen Wünsche und auch der Kompromissbereitschaft.

Dieses Gespräch kann aber auch in einer schon länger bestehenden Partnerschaft aufkommen. Damit hat so manch ein Paar die Beziehung auch wieder auffrischen können. In jedem Fall ist wichtig, offen und ehrlich zu sein. Zeigt eurem Gegenüber auch den gebührenden Respekt, wenn ihr damit konfrontiert werdet. Sprecht darüber, unterhaltet und informiert euch. Denn auch für eine offene Beziehung braucht es Regeln und Klarheit. Was ist erlaubt, was geht überhaupt nicht? Für mich wäre ein klares No-Go, wenn das nur von einer Person in der Beziehung ausgelebt wird. Ein weiterer Punkt ist Safer Sex. Hier gilt für mich immer noch “Ohne Gummi, ohne mich“! Egal für welches Modell man sich final entscheidet, herrschen die gleichen Spielregeln für beide Partner. In diesem Sinne: öffnet die Herzen und herzt die Öffnungen! Danke Lilo Wanders für diese unsterblichen Worte.


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Ich, Joachim, bin ein Repräsentant der LGBTQ+ Community. Ich falle unter den Buchstaben G. Also, kurz gesagt: ich bin schwul! Damit kann ich aus einem ganz speziellen Blickwinkel über das Zusammenleben von Frauen und Männern berichten. Oder besser gesagt, warum es oftmals nicht so klappt.Neben dieser Sichtweise berichte ich auch über das Dating-Leben aus meiner Welt.