Neulich war ich am Samstagabend mit einer Freundin entspannt beim Italiener essen. Mittlerweile geht kaum noch eine von uns im Club feiern, weil man schon an der Tür mit den Worten: „Oh Gott, jetzt kommen sie schon zum Sterben her!“ begrüßt wird. Lieber frönt man der Völlerei an dem beliebtesten Abend der Woche. An diesem Samstagabend unterhielten wir uns über die Zukunft, meine Freundin heiratet in diesem Jahr und sagte auf einmal zu mir:
„Christina, ich glaube, die große Liebe gibt es nicht!“ What?!
Mir schossen auf Anhieb extrem viele Fragen in den Kopf, doch ich sprach keine aus, da es meine Freundin gekränkt hätte und ich sehr deutlich sein kann, ohne das gewisse Feingefühl.
„Warum führst du eine Beziehung, wenn du nicht an die große Liebe glaubst? Warum willst du ihn heiraten, wenn er offensichtlich nicht deine große Liebe ist?“
Ich schwieg. Eigentlich nicht meine Art, doch wie formuliert man derartige Fragen, ohne das Gegenüber zu verletzen?
Ja, ich habe schon an die große Liebe geglaubt und bin damit auch schon hingefallen, weil es ein Arschloch war. Doch trotz allem glaube ich noch immer an die große Liebe! Vielleicht bin ich hoffnungslos romantisch, vielleicht bin ich naiv, aber wie traurig sind denn derartige Beziehungen und Ehen?
Wir haben alles irgendwie gelernt: Man hat einen vernünftigen Job und ab einem gewissen Alter einen Mann und Kinder, die man am besten nicht unverheiratet in Empfang nimmt. Das wurde fast jeder Frau schon in der Wiege gepredigt.
Was daraus entsteht? Am Ende ganz viele furchtbare Beziehungen und Ehen.
Oder sagen wir nicht furchtbare, denn wenn man nicht genug für einander empfindet, ist man sich über kurz oder lang in der Zukunft egal. Dadurch wird man sich bestimmt weniger streiten, als ein Paar, dass sich heiß und innig liebt. Furchtbar traurig, wenn man dem Menschen neben dem man täglich wach wird, einfach egal ist… Eine Welt voller Alternativ-Lösungen.. Wow, weil man heiratet ja ab einem gewissen Alter, weil man kriegt ja Kinder, weil man ist halt so. Ich bin nicht so.
Jedes Mal in meinem Leben, wenn ich eine Beziehung führte, kann ich sagen, ich habe meine Ex-Freunde alle abgöttisch geliebt und mindestens einer war auch meine große Liebe. Ob das schlau war, gesund war, ob es Sinn gemacht hat, was weiß ich nicht, aber es war real!
Warum führen manche Leute überhaupt eine Beziehung, wenn sie nicht sagen können: „Ja, er oder sie ist meine große Liebe!“?
Und sei es nur für den Moment oder den Lebensabschnitt, der einem zusammen vergönnt ist. Wenn man das so nicht empfindet, kann man es auch bei einer Affäre belassen, finde ich. Von heiraten, wenn man nicht an die große Liebe glaubt, mal ganz zu schweigen.
Ich hätte es nach meiner jetzigen Meinung nach an diesem Abend beim Italiener sagen sollen. Ich war zu feige, weil ich keine schlechte Stimmung wollte. Doch mich hätte die Antwort auf die Frage: „Süße, warum heiratest du ihn dann, wenn du so denkst?“ wirklich brennend interessiert… Hätte sie gesagt: „Weil man es halt so macht?“ oder wäre sie zurückgerudert und hätte sowas gesagt wie: „Nein, also so war das nicht gemeint…bla“.
So einen Satz sagt man auf jeden Fall nicht einfach so, das weiß ich und ich will die Liebe für immer… In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit…
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