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Coming Out: ein Ausflug in meine Vergangenheit

Der 11. Oktober ist der 284. Tag des gregorianischen Kalenders. Es bleiben nur noch 81 Tage bis zum Jahresende. Langsam wird es Zeit sich Gedanken für Weihnachtsgeschenke zu machen. Michael Bublé und Mariah Carey bereiten sich auch schon auf ihren alljährlichen Großauftritt vor. Last Christmas steht ebenfalls schon in den Startlöchern. Umso erfreulicher kommt noch hinzu, dass dieses Jahr in meiner Heimatstadt Wien die Christkindlmärkte erlaubt werden. Damit steht dem Wacken für Büroangestellte also nichts mehr im Weg. Heute ist aber auch ein wichtiger Tag für die LGBTQ+ Community. Es ist Coming Out Tag. Seit mittlerweile 33 Jahren werden Menschen ermutigt sich öffentlich zu zeigen als stolzes Mitglied der Alphabet-Mafia. Jaja, ich weiß! Keiner will es wissen, ständig muss man über Sexualität, Pronomen und Identitäten sprechen. Das interessiert doch niemanden in unserem Umfeld mehr. Solange ich aber solche Sprüche höre, ist es sehr wohl notwendig. Denn Akzeptanz sieht anders aus.

Mein Coming Out vor 17 Jahren

2004 habe ich es gewagt meiner damaligen besten Freundin die Worte „ich bin bi“ zu sagen. Für sie war es keine Besonderheit. Mit einem nüchternem „ok“ wurde das zur Kenntnis genommen. Danach ging es über zur Tagesordnung. Nach und nach habe ich es meinem Freundeskreis gestanden. So richtig wohl habe ich mich damit allerdings noch nicht gefühlt. Es war nicht passend. Erst ein Jahr später war mir klar, dass ich nicht bisexuell bin, sondern schwul. Es war also ein doppeltes Coming Out. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich es nicht übers Herz gebracht, meine Familie zu informieren. Schließlich habe ich es 2006 geschafft meinem Vater bei einem Spaziergang zu sagen: „Papa, ich muss dir was sagen. Ich möchte kein verstecktes Leben führen. Von daher: ich bin schwul“. Da waren sie also. Die Worte, mit denen ich mich endlich wohlfühlte. Denn ich konnte beginnen, der Mensch zu sein, der ich bin.

Seit meiner jungen Teenager-Zeit stand dieses Thema im Raum. Die halbe Schule hatte es sich zum Morgensport gemacht, mir einen blöden Spruch an den Kopf zu werfen. Am Nachmittag ging es fröhlich weiter, wenn man irgendwo im Ort unterwegs war. Mir selbst war damals nicht klar, was genau los ist. Ich wusste nur, dass etwas anders ist. Es gab aber nie den Raum zu erforschen oder geschweige denn darüber zu sprechen. Ein Coming Out war undenkbar. Schwul sein war maximal erlaubt als Friseur, Modeschöpfer oder Sänger. Dann lebte man aber auch in Berlin, Paris oder London. Mit diesen Erfahrungen musste ich lange kämpfen, um damit fertig zu werden. Wahrscheinlich war das auch die Hauptursache, warum ich es erst über die Bisexualität versucht habe. Damit bestand zu 50 % die Möglichkeit, ein konformes Leben zu führen.

Out and proud

Mittlerweile sage ich heute mit Stolz: hallo, ich bin Joachim und ich bin schwul. Es gehört viel Mut dazu, diese Worte zu sagen. Denn das erste Coming Out, das jemand durchläuft, ist das vor sich selbst. Vorm Spiegel stehend, sich selbst anschauen und sagen „ich bin anders“ ist angsteinflößend. Wir Menschen sind darauf ausgerichtet, als Gemeinschaft zu leben. Aus der Rolle zu fallen, wird nur selten toleriert. Das macht Angst und um diese Angst zu überwinden, braucht es Mut. Deswegen kann absolut jeder Mensch stolz auf sich sein, der ein Coming Out vor sich selbst durchläuft. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Man wählt die Aussage, mit der man sich wohlfühlt. Erst im zweiten Schritt geht man damit nach außen; natürlich, nur wenn man das will. Ein Coming Out in seinem sozialen oder beruflichen ist nicht notwendig. Denn es zählt nur das, was ich von mir halte.

Sollte sich jedoch eine Person dazu entschließen dich in den Coming Out Prozess zu involvieren, ist die schönste Antwort darauf: vielen Dank für das Vertrauen, das du mir schenkst! Du bist ein toller Mensch! Weitere Kommentare sind in meinen Augen nicht notwendig. Auf viele Fragen werden wir keine Antwort parat haben. Von daher gib dem Menschen Zeit und Raum sich zu entfalten. Denn mit dem Coming Out ist keine Konstante im Leben geschaffen, die nicht mehr geändert werden kann. Anders zu sein und anders zu lieben, ist nicht jeden Tag gleich. Es ist Teil meiner Persönlichkeit, aber deswegen nicht sofort ein Substitut für alle Eigenschaften meiner Person. Ich bin immer noch Freund, Kollege, Partner, Nachbar, Fremder auf der Straße. Ich bin rein zufällig einfach nur schwul. Und das ist auch gut so!


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Ich, Joachim, bin ein Repräsentant der LGBTQ+ Community. Ich falle unter den Buchstaben G. Also, kurz gesagt: ich bin schwul! Damit kann ich aus einem ganz speziellen Blickwinkel über das Zusammenleben von Frauen und Männern berichten. Oder besser gesagt, warum es oftmals nicht so klappt.Neben dieser Sichtweise berichte ich auch über das Dating-Leben aus meiner Welt.